Unser Beitrag zum Insektenschutz: „Insektenoase am Tierheim“

Die Entwicklung von der Wiese bis zur Winterruhe – 2019 und 2020

INFO: Bußgeldkatalog Insektenschutz

Der Anfang war eine Idee, dann eine umgebrochene Wiese, sehr sonnig, trocken und windg und dann die Feststellung, dass wir etwas früher im Jahr hätten starten müssen. Die Vorstellung war, die eine Hälfte mit guten Bienen- und Hummelfutterpflanzen aus dem Garten zu besiedeln. Und  die andere Hälfte mit schönen „Wilden“, die auch in dem einen oder anderen Garten noch ein Plätzchen finden könnten. Als Trachtpflanzen (gute Pollen und Nektarspender) für den „Gartenteil“ haben wir viele bekannte Kräuter von unseren eigenem Sämlingspflanzen gesetzt, wie Thymian, Lavendel, Salbei, Ysop, mehrjähriges Bohnenkraut und Oregano. Nächstes Jahr sollen sie noch durch einjährige Kräuter wie Borretsch, Fenchel und Dill ergänzt werden, damit auch eventuell eine Schwalbenschwanzraupe etwas zu futtern hat. Blühender Schnittlauch ist bei den fliegenden Gästen ebenfalls sehr beliebt und, wie wir leider feststellen mussten, auch die Wurzeln bei den reichlich vorhandenen Mäusen. Mit diesen zahlreich vorhandenen Bewohnern der Wiese, genauso wie mit den Hasen, die Johannisbeerenäste lieben, haben wir eine gewisse Lernkurve machen müssen.

Vorbereitung der Gartenseite
Erste Pflanzungen im April

Damit möglichst von früh im Jahr bis in den Spätherbst Blüten mit Nektar und Pollen zur Verfügung stehen, sind jetzt im Herbst noch einige Blumenzwiebeln für das Frühjahr gesetzt worden (z.B. Krokusse, Winterlinge, Traubenhyazinthen), in der Blütezeit werden sie gefolgt von Lungenkraut, besonders bei Hummeln beliebt und dann von weiteren Fruchtpflanzen wie Himbeeren und Brombeeren. Im Sommer kommen Lupinen, Kugeldisteln, Bergminze (Calaminthe) und Katzenminze dazu. Der Herbst ist noch etwas wenig abgedeckt, mal sehen ob die Fetthenne, Sonnenhut, Astern, Duftnessel (Agastache) und Efeu die Lücke nächstes Jahr noch etwas schließen können. Das Frühjahr ist eine gute Zeit im Garten Stauden auszugraben und neu zu pflanzen. Da fallen so einige Ableger ab. Wichtig ist bei der Auswahl immer, dass auf ungefüllte Blüten geachtet wird. Gefüllte Blüten sehen zwar vielleicht besser aus, aber sie sind oft so züchterisch verändert, dass die Bienen nicht an den Nektar herankommen und es wird auch oft kein Nektar oder Pollen mehr gebildet.

Erste Wildbienen im Mai am Schnittlauch
Wildbiene im September an einer Nachtkerze

Ein kleiner Tipp für die Auswahl einer guten Bienenfutter-Sorte: während der Blütezeit, wenn die Pflanzen in den Gärtnereien im Freien stehen, kann man schon mal erkennen, wo die Vorlieben bei der fliegenden Zunft liegen. Ein Blick in Nachbarsgarten und eine nette Frage nach Ablegern, kann ebenfalls die Verbreitung der Futterpflanzen verbessern. Und noch ein Tipp: immer kleine Gruppen pflanzen, da Bienen bei der Suche nur in einem sehr groben Raster sehen, einzelne Blütenpflanzen würden sie kaum erkennen.

Man merkt an den vielen aufgezählten Pflanzen, dass die „Gartenseite“ schon gut gediehen ist. Gepflanzt wurde immer wieder, wenn Zeit war und das Wetter etwas feuchter. Bis wir uns der anderen Seite mit den „Wilden“ widmen konnten, war es schon Sommer und viel zu warm und zu spät zum säen oder pflanzen. Und wir mussten auch feststellen: Wiesengras wächst sehr schnell wieder nach. Deswegen fehlt auf dieser Seite noch einiges von den geplanten Pflanzen. Bisher haben sich dort hauptsächlich Akelei für das Spätfrühjahr, Nachtkerzen für die sommerlichen Nachtschwärmer und unbeliebte Disteln eingefunden. Für uns sind sie nur sehr stachelig, aber bei den Bienen und Hummeln sehr beliebt und auch die Samen finden dankbare Abnehmer bei Distelfinken und anderen Vögeln oder Kleinsäuger. Wer weiß, vielleicht sind auch unsere Rebhühner von den Samen und der Deckung begeistert.

Apropos Rebhühner: bei unserem Auftauchen bei der Oase waren sie zwar schnell aufgeflogen und schnell weg, aber es könnten bis zu 6 Rebhühner gewesen sein, die uns dort in guter Gesellschaft mit einer Eidechse besuchten. Ein Fuchs patroulierte auch schon darum.

Bepflanzungsstand im September

Im nächsten Frühjahr sollen bei den „Wilden“ auf jeden Fall noch Wegwarte, wilder Salbei, Natternkopf, Skabiose, Witwenblumen (Knautien) und  Flockenblumen Einzug halten, teils gesät, teils als Pflanzen. Mit Glockenblumen werden wir wohl kein Glück haben, auch wenn einige Wildbienen auf Glockenblumenarten spezialisiert sind, der Standort ist für sie nicht günstig, aber man kann nicht alles haben.

Damit die Wildbienen auch noch nisten können, sind schon die ersten Nisthilfen aufgestellt. Die ca. 60 senkrecht stehenden markgefüllten Stängel von Brombeeren, Himbeeren oder ähnliches sind, obwohl sie erst im Juli aufgestellt wurden, schon zur Hälfte besiedelt. Bei der anderen Nisthilfe für die bodenbrütenden Wildbienen, ein kleiner Haufen der steinfreien, recht sandigen Erde, sind wir uns über die Besiedelung noch nicht sicher. Aber im eigenen Garten kann es schon helfen, trockene sonnige Stellen mit leicht sandigem Boden möglichst von Pflanzenbewuchs freizuhalten. Hinweise für eine Besiedelung sind einzelne Löcher in der Erde bzw. kleine einzelne „Vulkane“ aus kleinen Erdkrümmeln. Diese verschwinden wieder, wenn die Bienen fertig sind, leider auch bei Regen. Wenn sie auftauchen, bitte möglichst nicht weg machen, die Kegelchen sind eine Orientierungshilfe für die Bienen.

Als weitere Nisthilfe entsteht ein Totholzhaufen, er soll mit den Jahren noch etwas wachsen. Dafür hat ein großer Baumstumpf im Herbst das Angebot als Nisthilfe und Lebensraum für verschiedene Insekten, Käfer und Kleintiere stark erweitert.

Nisthilfen im Überblick
Markgefüllter Stängel als Nisthilfe
Nisthilfe für bodenbrütende Wildbienen
Baumstumpf als Nisthilfe

Falls sich jemand wundert, warum auf einigen Bildern Zeitungen auf der Fläche zu sehen sind: wie gesagt, das Wiesengras war schneller und wächst sehr kräftig. Eine Abdeckung mit Zeitungen über einige Wochen oder über Winter erleichtert die Entfernung des Grases erheblich.

Im Herbst kamen am Gehölzrand noch Obstbäume wie Weinbergspfirsich und Zwetschgen dazu.

Mal sehen, wie alles den Winter übersteht und wie viele Wildbienen und andere Gäste dann nächstes Jahr unsere Oase besuchen.

Obstbäume vor Gehölzrand

Was macht unsere Insektenoase? 2020

Trotz Corona es geht weiter!

Auf der rechten „Gartenseite“ haben sich vor allem die Kräuter gut entwickelt.

Einige Pflanzengruppen können noch Ergänzungen gebrauchen, wie z.B. der Salbei und die Lupinen. Sie kämpfen etwas mit dem windigen trockenen Standort und den anderen Gästen auf dem Gelände mit Nagezähnen.

Größere Gruppen einer Pflanzenart sind sinnvoller, weil sie von den hungrigen Nektarsammlern besser gefunden werden: viele blaue Blüten können die Bienen mit ihrem groben Rastersehen besser erkennen, als wenige einzelne Blüten. Und wenn man es einfacher haben kann, als immer wieder sich darauf einzustellen, wie man den Blüten Nektar oder Pollen entlockt, dann tun das auch unsere fleißigen Helfer.

Mit tatkräftiger Hilfe von Silke Freund, Irene Schwaiger und Wolfgang Richter konnte die linke „Wilde“-Seite inzwischen dann auch von zu viel Gras befreit werden. Auf ihr wurde eine Mischung verschiedener insektenfreundlicher einheimischer Pflanzen, wie z.B. Malven, Salbei, Mohn, Akelei, Natternkopf gesät und, ach ja, es mogelte sich noch Phacelia, der Bienenfreund, darunter. Diese zauberte im Juni ein summendes lila Blumenmeer.

Auch auf der Gartenseite wurden einige fertige Mischungen für Blumenwiesen ausgesät. Diese sind leider nicht so gut aufgegangen, auch den Sonnenblumen scheint es hier nicht so zu gefallen. Das heißt, es gibt hier noch einiges an Entwicklungsflächen bis zum nächsten Jahr.

Wer sich auf den Bildern wundert, dass es auf der Gartenseite sehr chaotisch aussieht: wir haben einiges wachsen lassen, was so keimte, um zu sehen, was es ist und ob es gut von den Insekten angenommen wird. Mit der Zeit wird hier wieder ein wenig herausgenommen.

Auf der linken Seite wurden die Nisthilfen für die senkrecht markgefüllte stängelbevorzugenden Summsis erweitert. Sie sind genauso begehrt, wie eine gute Wohnung in München: nach kaum 5 Minuten waren die ersten Interessenten da und bis jetzt sind fast 90 % der Stängel besetzt.

Zwei Varianten von den bekannteren Nisthilfen mit waagrechten Röhren sind auch aufgehängt worden. Hier ist die Nachfrage noch nicht so hoch, bisher ist jeweils nur eine Röhre besetzt. Vielleicht ist es etwas zu windig für die kleinen Flieger. Da werden wir wohl noch etwas nacharbeiten müssen. Der Totholzhaufen mit Baumstammstücken mit Bohrlöchern als Nisthilfen benötigt auch noch Erweiterung. Aber erstmal sehen, wie die jetzigen Holzklötze mit Löchern zwischen 3 und 8 mm angenommen werden. Bei unserer Mini-Benjeshecke, hier mehr als Windschutz für das Lungenkraut gedacht, sind einige Stangen mit Mark reingerutscht, die aber auch schon Untermieter gefunden haben.

Im Juli / August wird die linke Seite noch ihre Jahresmahd bekommen. Die gesäten zweijährigen und mehrjährigen Pflanzen brauchen Licht und Luft, damit sie sich auch noch gut entwickeln können.

Für die bodennistenden Wildbienen müssen wir auch noch etwas mehr machen. Die bisherige Fläche reicht noch nicht und scheint den Ansprüchen noch nicht zu genügen.

Nachdem jetzt auch die Wege mit Stämmen etwas besser erkennbar sind, kann man die fliegenden Gäste auch mehr aus der Nähe bewundern. Die Bilder sollen ein wenig als Anregung dienen, was man mit einfachsten Mitteln alles für unsere wichtigen kleinen Helfer tun kann und wie viel Spaß es machen kann, sie zu beobachten.

Ach ja, wer jetzt fragt: was haben wir denn alles an Insekten? Hm, da muss ich gestehen: ich kann es nicht genau sagen. Bei aller Liebe zu den kleinen Fliegern, ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft, sie halbwegs auseinander zu halten. Wir haben auf jeden Fall verschiedene Arten von Hummel, Wildbienen, Honigbienen, Schwebfliegen, Fliegen, Käfer und nicht zu vergessen und Ameisen.

Wenn jemand mehr Ahnung davon hat und uns dabei helfen möchte, herauszubekommen, was uns alles an der Oase besucht, ist herzlich eingeladen, sich über das Tierheim mit mir in Verbindung zu setzen. Noch schöner wäre es, wenn wir eine Entwicklung über ein paar Jahre nachverfolgen könnten.

Also, wer sich angesprochen fühlt und mithelfen will: bitte gerne im Tierheim melden. Dort kriegt ihr meine Telefonnummer.

Hildegard Wälde